Erstmals seit einer Woche hat es am frühen Morgen geregnet, danach gab es immer wieder Nieselregen. Es muss wohl daran gelegen haben, dass wir heute Masuren verließen.
Aber zunächst wurde dokumentiert, dass Walentyna nicht nur bei Blumen einen „Grünen Daumen“ hat sondern auch bei den verschiedensten Beerenarten. Diese Sträucher stehen der üppigen Blumenpracht in nichts nach.
Überflüssig zu erwähnen, dass das Frühstück mal wieder keine Wünsche offen ließ. Der schon gestern erwähnte Kirschstreusel, den wir nicht mehr geschafft haben und deswegen heute bei einer Pause als Stärkung dienen sollte, hatte Verstärkung bekommen. Zur Wegzehrung lagen zwei weitere Stücke auf dem Tisch, direkt neben passendem Papier und Beuteln. Damit war der Tag trotz des bescheidenen Wetters gerettet. Nach dem abschließenden Foto unserer Gastgeber, bei denen wir uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken, packten wir die Motorräder und zogen los mit dem Ziel Wyszogród.
Dort kamen wir nach zügiger Fahrt über kleine Straßen um die Mittagszeit an. Auf dem Weg dorthin veränderte sich die Landschaft: die sanften Hügel, Seen und Wälder Masurens gingen über in flaches Land, das von großen landwirtschaftlichen Anbauflächen charakterisiert war. Im gleichen Zuge wichen die Wälder und die Gefahr des Wildwechsels wurde ersetzt durch Kühe auf der Fahrbahn. Okay, es war nur eine Kuh, aber man greift doch sehr überrascht in die Bremse und fährt mit Respekt und Abstand an diesem schwarzbunten Geschöpf vorbei.
Unseren ursprünglichen Plan, in der näheren Umgebung von Wyszogród zu übernachten, liessen wir wegen der mangelnden Attraktivität des Ortes fallen. Wir verliehen der kleinen Rasenfläche oberhalb der Weichsel einen eigenen Zauber, indem wir ein Stück Kirschstreusel auspackten und mit Genuss verspeisten.
Unser nächstes Ziel war Kielce, das weiter im Süden schon in einer bergigen Landschaft liegt. Der Weg dorthin, zum größten Teil wieder auf kleinen Straßen, führte uns mehr als 40 Kilometer durch einen vom Obstanbau geprägten Abschnitt Polens, der zunehmend hügeliger wurde. Je weiter wir dann nach Süden kamen wurde die Besiedlung immer dichter, besonders daran zu merken, dass in immer kürzerer Folge die Ortsausgangs- und -eingangsschilder auftauchten – beschleunigen lohnte sich da fast nicht mehr. Auch die Dichte der mobilen und stationären Radarfallen nahm zu, was uns aber egal war, weil wir dafür quasi ein eingebautes Radar haben…
Bei einer weiteren Pause in einem längeren Waldabschnitt wurde dann ein Zimmer im Hostel-Art in unmittelbarer Zentrumsnähe von Kielce gebucht, wo wir kurz nach 18 Uhr eintrafen. Abpacken, Mopeds in die Garage, Duschen und ab in die City zwecks Sightseeing und Nahrungsaufnahme war das zu absolvierende Programm. Gelandet sind wir dann in einer kleinen Pizzeria gegenüber des Hostels, wo man die Pizza nur mit alkoholfreien Getränken runterspülen konnte. Danach suchten wir noch ein Bierglasgeschäft auf und Engelbert unterhielt sich mit der dortigen Bardame über die Zahl Sieben und deren Aussprache in den verschiedensten Sprachen. Zwischendurch wurden noch Fotos im abendlichen Kielce gemacht und zwei Attacken von aufdringlichen Bettlern abgewehrt.
Gefahren sind wir heute 419 Kilometer.