4.7.2016 – Kristiansund

Der Morgen fing direkt mit einem Negativerlebnis an, weil auf dem Weg zum und dann im Waschraum mein freundliches „Good morning“ ohne Resonanz blieb. Ähnliches ist mir seinerzeit bei den arroganten Affen im Rumelner Tennisclub passiert. Okay, der Italiener war vielleicht noch sauer, der ältere Holländer ohnehin von gestern – hatte er schon an der Rezeption (das Mädel dort tat mir richtig leid) bei seiner Ankunft unter Beweis gestellt – und die Deutschen haben einfach Angst vor dem Fremden und sagen erst einmal nichts. Erst nach Begutachtung des Nummernschilds am Motorrad quatschen sie einen an. So, das musste mal gesagt werden. Außerhalb des Campingplatzes ist die Kommunikation wesentlich spontaner. Mag es vielleicht an der Spezies Camper liegen? Ich weiß es nicht und grüße einfach weiter.

Als wir uns auf den gut 130 km langen Weg nach Trondheim machten, stellte sich nach kurzer Zeit unser treuer Begleiter ein, der Regen, und hörte auch fast eine Stunde nicht auf. Mit der Fahrt entlang großer Seen und tief eingeschnittener Täler wurden wir halbwegs entschädigt. Trotz des immer dichter werdenden Verkehrs war es relativ entspannt zu fahren. Die zunehmende Verkehrsdichte lag an Steinkjer und an Trondheim, die größten Städte auf dem ersten Abschnitt der heutigen Etappe. Überhaupt müssen wir uns erstmal wieder an diese dichte Bebauung gewöhnen. Gestern zu später Stunde, als die Dämmerung einsetzte, sind rund um den See, an dem wir übernachtet haben, nach und nach die Lichter in den Häusern an den Berghängen angegangen, einzelne Lichter mit großen Abständen. Und plötzlich wieder hohe Häuser und sogar Polizeiautos.

Kurz hinter Trondheim ging es dann bei inzwischen deutlich besserem Wetter auf die E39, auf der wir zur vorletzten Fähre auf dieser Reise fuhren. Direkt nach dem Abzweig ging es in Kurven hoch, dann wieder runter und gleich wieder hoch – eine zehn Kilometer lange Achterbahnfahrt. Auf diesem Abschnitt wurde auf dem Wildwechselzeichen auch der trabende Elch gegen den springenden Hirschen ausgewechselt. Anschließend ging es mehr als 150 Kilometer auf kurviger Straße in Richtung Halsa, wo wir die Fähre nahmen. Wieder an Land folgten noch einige spektakuläre Brücken und ein Tunnel unter dem Meer. Die anderen Tunnel, die wir passierten, sollen hier nur am Rande erwähnt werden, weil sie hier normal sind: in der norwegischen Geometrie ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ein Tunnel! Achja, einer muß doch erwähnt werden, weil er nicht auf 12 bis fünfzehn Grad herunter kühlte sondern auf gut 25 Grad aufgeheizt war. War wohl ein von Finnen gebauter Saunatunnel.

 

Nach Ankunft auf dem Campingplatz mussten wir zu unserer Enttäuschung feststellen, dass die Cafeteria nur zum Frühstück geöffnet ist, wir also ein Restaurant suchen mussten. Was letztlich auch nicht schlecht war. Wir landeten am Hafen im „Smira“, einem noch bis 1978 über 300 Jahre als Schmiede genutztes Gebäude, das jetzt ein Fischlokal beherbergt. Dort haben wir lecker gegessen und getrunken, nochmal dem Konto richtig eines aufs Dach gegeben und sind dann die zwei Kilometer zurück zum Campingplatz gelaufen.

Heute haben wir insgesamt 327 Kilometer drauf gepackt, wieder mehr als 20 km in Tunneln und 2,65 Seemeilen.