Und wieder einmal bestätigte der Morgen, dass nördlich des Polarkreises das Wetter konstant gut ist. Das Frühstück dann sowieso, es knüpfte an die Qualität des Abendessens am Vortag an. Nach Ausbreitung des Zeltes auf den Motorrädern und Trocknung desselben in der warmen Sommerbrise packten wir ein und zogen los Richtung Polarkreis, der diesmal ohne Weihnachtsmann überquert wird, und weiter nach Aldersund. Auf dem Weg dorthin warteten einige Tunnel auf uns sowie zwei Fahrten mit der Fähre.
Bis zur ersten Fähre ging es lange bei schönem Wetter – wenig Wolken, reichlich Sonne – durch diese typisch norwegische Landschaft, die konzentriert so viel bietet, dass die heute bis zu acht Kilometer langen Tunnel eine willkommene Erholungspause für unsere Augen waren. Insgesamt waren es wohl gut 20 km, die wir heute durch Tunnel gefahren sind.
In Foroy kamen wir so rechtzeitig an, dass wir nach kurzer Wartezeit schon übersetzen konnten. Wir trafen ein schweizer Paar wieder, das wir gestern schon an der Fähre in Mokenes auf den Lofoten kennen gelernt haben. Nette Biker und für Schweizer auch recht flott – in jeder Hinsicht. Der Fahrer lebt und arbeitet in Boston und kannte auch das Hotel in Dedham, in dem wir mal beim „waterbaloon shooting“ vor der Polizei durch eine alarmgesicherte Tür geflüchtet sind. Aber das ist eine andere Geschichte. Nach kurzer Fahrt legten wir an und machten noch einen Fotostopp, anschließend kamen wir in Jektvik an und sahen die Fähre gerade den Hafen verlassen. Dies bedeutete eine Wartezeit von etwas mehr als einer Stunde auf die nächste.
Die Wartezeit verkürzten wir uns mit Kaffee und einer leckeren norwegischen Waffel, haben uns mit einem norwegischen Bikerpaar unterhalten, das mit einer KTM Adventure unterwegs war, aber unsere Tiger auch nicht schlecht fanden. Als die Fähre so gegen 14:50 Uhr anlegte und zügig entladen wurde, machten wir unsere Motorräder fertig um an Bord zu fahren. Aber da hatten wir die Rechnung ohne einen preußisch anmutenden Grundsatz der Norweger gemacht: alles zur festgesetzten Zeit, bloß nicht flexibel sein. Punkt 14:20 Uhr konnten wir an Bord, keine Sekunde früher. Während dieser 25 Minuten stand das Personal rum und hatte beim Gespräch unter Kolleginnen und Kollegen viel Spaß, während die Passagiere in Autos, Wohnmobilen und auf drei Motorrädern mit den Hufen scharrten. So sind sie halt, die Norweger.
Die Fahrt verlief ruhig, nur einmal kam etwas Hektik auf, als wir den Polarkreis in südlicher Richtung überquerten. Am Ufer stand eine Weltkugel ähnlich wie am Nordkap, die den Polarkreis markierte. Es wurde ausgiebigst fotografiert, Uwe stand natürlich nicht zurück und sicherte den Beweis für die Existenz dieses Breitengrades.
Angekommen in Kilboghamn sausten wir sofort los, um die Wohnmobile hinter uns zu lassen, glücklicherweise standen wir in der ersten Reihe. Unterwegs nehmen diese Schrankwände einem die Sicht und den Spaß am Fahren. Dazu kommt noch, dass einige Fahrer wohl auf diesen engen und kurvenreichen Straßen leicht überfordert sind. Einer von denen kam uns auf den letzten Kilometern vorm Ziel entgegen, er orientierte sich bei bester Sicht an der Fahrbahnmitte, wir kamen aber gut an diesem Klotz vorbei. Uwe hat noch im Rückspiegel gesehen, dass anschließend dann ein Kontakt mit einem Artgenossen stattfand. Wird wohl mindestens einen Außenspiegel gekostet haben…
Gut drei Kilometer vor dem Ziel setzte der Regen ein, der die Landschaft mal wieder grau einfärbt. Egal, wir bezogen unsere trockene Hütte, machten uns frisch und gingen zum Essen. Wieder einmal rächten wir uns an dem Rentier, dass mir in Finnland vor das Motorrad gelaufen ist. Diesmal war es geschnetzelt. Dazu gibt es alkoholfreies Bier, weil der Eigentümer des Platzes zum 1. Juni übernommen hat und er bisher noch keine Lizenz für Lustigmacher bekommen hat.
Nachdem wir 206 Kilometer und 17,27 Seemeilen gefahren sind bzw. wurden, freuen wir uns jetzt auf das Spiel gegen Angstgegner Italien.