27.6.2016 – Nordkapp

Nach 3.982 Kilometern sind wir am Nordkap bei strahlendem Sommerwetter und gut 20 Grad Celsius angekommen – wie so viele andere auch, teilweise mit Bussen, Wohnmobilen, PKWs mit und ohne Wohnwagen, einige mit Motorräder und nur ein Radfahrer, dem unsere ganze Bewunderung galt, auch denen, die wir unterwegs getroffen haben. In einsamer Gegend mit Wind und Steigungen zu kämpfen, dazu mit umfangreichem Gepäck – tough guys! Zum Wind: gestern hat es einen Wohnwagen von der Piste geweht, wir haben die Überreste rechts der Straße liegen sehen.

Aber der Reihe nach.

Nach ausgiebigem Frühstück ging es auf die letzten Kilometer zum Nordkap. Immer entlang der Küste mit kurzen Abstechern über den einen oder anderen Berg näherten wir uns nach vielen Kurven unserem Ziel, das mit dem Festland durch einen sieben Kilometer langen Tunnel verbunden ist. Die Polarlandschaft weist wenig Vegetation auf, genau richtig für die Rentiere, die hier allerdings brav der Straße fern blieben. Natürlich nahm auch die Besiedlung ab, trotzdem gibt es auf den 180 Kilometern entlang der Küste Städte wie Honningsvag, an denen Kreuzfahrtschiffe mit tausenden von Urlaubern anlegen. Dazwischen fuhren wir immer wieder an kleinen Fischerorten vorbei, die aus einer Ansammlung nur weniger Holzhäuser bestanden. Auf den letzten Kilometern vor Nordkapp, das ist dieses Gebäude am Nordkap und eine Ortschaft, sahen wir nur noch einige wenige Hütten und einen in Einzelteilen aufgelösten Wohnwagen. Den Insassen des Zugfahrzeugs ist übrigens nichts passiert und der Fahrer wird wohl in Zukunft auf den guten Rat Einheimischer hören (Übrigens ist Island gerade in Führung gegangen).

Am Kassenhäuschen angekommen hat uns das Pech wieder eingeholt: vor uns war ein Taxi, dessen Fahrer für jeden Insassen einzeln bezahlte. Nach gut fünf Minuten fing das Hupkonzert der Schlange hinter ihm an, dann ging es plötzlich schneller. War ohnehin egal, einen freien Platz am Globus fand man sowieso nicht. Hier sind tausende Touristen unterwegs, teilweise mit Rollator.

Wir machten unsere Bilder, kauften T-Shirt und Aufkleber und verzogen uns dann ins Café, um diesen Bericht anzufangen. So haben wir zumindest das Eintrittsgeld durch intensivste Nutzung der frei zur Verfügung gestellten Netzbandbreite genutzt. Genervt hat der Tourist, der im Café neben mir saß, weil er zu Hause alle Verwandten und Bekannten anrief und immer nur den gleichen Text laberte, den ich mir hier aber spare.

 

Nach knapp drei Stunden brachen wir dann auf, sprachen noch kurz mit einem Biker aus Vechta – genau, da, wo wir am ersten Tag nass wurden – und fuhren dann gemütlich zurück nach Olderfjord, wo wir keine Hütte mehr bekamen, dafür aber ein kleines, halbwegs günstiges Zimmer. Im Restaurant des Campingplatzes haben wir die Fischwochen eingeläutet, es gab Dorsch, haben den Sieg der Italiener gegen die in die Jahre gekommenen Spanier gesehen und freuen uns jetzt in internationaler Besetzung im Gemeinschaftsraum über das Spiel der EU-Kandidaten aus Island gegen die bald nicht mehr EU-Engländer.

Bier ist akzeptabel, geschmacklich und auch preislich.

Insgesamt sind wir heute 306 Kilometer gefahren, davon 17 in Tunneln, die sehr kalt waren.