5.7.2016 – Dovre

Heute sind wir eine halbe Stunde früher losgefahren als sonst, weil eigentlich ein Tag mit einigen Fotostopps geplant war. Drei der weiteren Highlights dieser Tour standen auf dem Plan, nämlich die Atlantikstraße, der Trollstiegen und der Geirangerfjord. Unmittelbar an der Stadtgrenze von Kristiansund ging es in einen sieben Kilometer langen Tunnel unter dem Meer, für Unbedarfte ein mulmiges Gefühl, für uns aber mittlerweile Gewohnheit. Kaum waren wir aus dem Tunnel raus, tauchte eine Mautstation vor uns auf. Okay, solch eine Straße kostet Geld, also rückten wir 61 Kronen pro Bike und Fahrer raus. Da wir angesichts der Etappe dem Navi mitgeteilt haben, dass es eine kurvenreiche Strecke raussuchen soll, machte es das auch, allerdings war von offroad nicht die Rede. Plötzlich führte es uns auf eine feuchte Schotterstrecke, da wäre der Waldschläfer aus Leipzig mit seinem TKC 70 deutlich besser aufgehoben gewesen. Egal wir haben uns nicht auf die Nase gelegt und schnell korrigiert.

Nach kurzer Zeit kamen wir an die Brücke, die die Jungs aus Dubai mit ihrem Aufkleber auf der Leitplanke fotografiert und auf ihre Facebook-Seite gestellt haben. Selbsverständlich haben wir auch ein Foto gemacht, genau genommen sogar zwei. An dieser Stelle hielten sich übrigens etliche Angler auf, anscheinend ein gutes Fischgewässer. Kurz nach uns kam ein Vater mit seiner Tochter angerollt und stellte sich neben uns. Er fuhr eine 850er Guzzi, sie eine BMW R60/6 von 1976 und somit deutlich älter als sie. Der stolze Vater sagte, dass es sein erstes Motorrad sei und die älteste in Dänemark angemeldete R60/6.

Unterwegs zur Fähre machten wir eine Tankpause und nutzen die Trockenzeit – der Regen hatte mal wieder aufgehört – für einen Kaffee. Eine der Mitarbeiterinnen der Tankstelle sprach uns an und fragte nach unserer Weiterfahrt. Sie sagte, dass wir ruhig zum Trollstiegen fahren und von der aktuellen Wetterlage die Auffahrt abhängig machen sollten. Vom Geirangerfjord hat sie abgeraten, weil das Wetter dort sehr schlecht sei und wir dort wohl deutlich mehr Touristen antreffen würden als am Nordkap. Scheint so eine Art Drosselgasse wie in Rüdesheim zu sein. Alle Zeichen sprachen dafür, den Fjord auszulassen, da auch alle unsere Bemühungen, eine Unterkunft zu bekommen, schon vorab gescheitert sind. Das Zelt als Option fiel wegen Regen und Kälte aus, am Spätnachmittag war es heute dort sieben Grad kalt.

Also fuhren wir mit der Fähre von Afarnes nach Solsnes – übrigens eine Punktlandung, wir konnten direkt auf die abfahrbereite Fähre fahren. Von dort ging es zum Trollstiegen. Das Wetter war okay und rauf ging es. Es sieht wirklich spektakulär aus, wie sich die Straße hochwindet, zwischendurch an einem Wasserfall vorbei führt und einen tollen Ausblick ins Tal bietet. Lustig sind auch die vielen Wohnmobilfahrer, die sich manchmal von den professionellen Busfahrer etwas in die Enge gedrängt fühlen. Ich glaube, dass viele von ihnen gelernt haben, warum an einigen Stellen die Straße etwas verbreitert wurde. Bei der Abfahrt hat in einer prekären Situation ein Reisebus aus Polen sich einen Kratzer auf der dem Tal zugewandten Seite zugezogen. Da war dann wohl eine Superstimmung im Bus. Selbstverständlich wurden obligatorische Fotos gemacht, die Zeit hatten wir durch frühes Aufstehen, wie bereits erwähnt, ja rausgeholt. Oben war ebenso die Hölle los wie an allen besonders attraktiven Orten hier im Süden Norwegens, man konnte Glasperlen, Trolle und ähnliches kaufen, die Kassierer waren multilingual. Ja, auch ich habe etwas gekauft: Aufkleber für den Koffer. Bei der Gelegenheit kam ich mit zwei Bikern ins Gespäch, die im Regenkombi rumliefen. Meine Frage beantworteten sie mit: „Frag mal lieber, ob es zwischendurch trocken war.“ Ist wohl klar, was ich gefragt habe. Sie sind schon seit Tagen im Regen gefahren und hatten keine wirkliche Lust mehr.

 

Wir beglückwünschten uns zum Entschluß, schon vom Trollstigen aus die Räder Richtung Heimat rollen zu lassen und kamen mit wenigen Regenschauern weiter südlich in Dovre an, wo wir einen sehr schönen Campingplatz mit einer Hütte direkt am Fluß und unmittelbar neben dem Waschhaus fanden. Der Preis beträgt etwa 20% von dem am Geirangerfjord.

 

Heute sind wir Duisburg 269 km näher gekommen.