Als wir gestern in Lapphauge ankamen, konnten wir die Umgebung wegen der dichten, niedrigen Wolkendecke nicht erkennen. Im Laufe der Polarnacht (irre, wird nicht dunkel und auch nicht kalt) änderte sich das. Die Wolken verschwanden, was zur Folge hatte, dass wir erkennen konnten, in welch schöner Gegend der Campingplatz lag und dass in der Frühe auch die Helikopter wieder ihre Arbeit aufnahmen, die zerlegte Strommasten, die der neuen Stromtrasse zum Opfer gefallen sind, zum Recycling in Schwelgern I oder II (Hochöfen, zum Verständnis für die Auswärtigen) in Duisburg wieder zuführten. Sie machten wohl etwas Lärm, wir wollten aber ohnehin aufstehen…
Leider hatten wir eine sehr schlechte Netzanbindung, sodass wir unserem ursprünglichen Plan, für die Lofoten vorab ein Quartier zu buchen, nicht nachkommen konnten. Also fuhren wir bei wunderschönem Sommerwetter und Temperaturen, die nur später in den Tunneln auf den Lofoten von über 20 auf knapp 13 Grad absanken, los Richtung Lofoten. An der ersten Tankstelle hat sich der flexible Schlauch für die Luftkontrolle, den ich noch nach einem Hinweis im Tiger-Forum gekauft habe, bezahlt gemacht. Nicht nur, dass sie hier keinen Euro haben, auch die Druckluftspender sind nicht unbedingt für Motorräder geeignet. Na ja, während der meisten Zeit des Jahres sind Snowmobile ohnehin wichtiger.
Unterwegs machten wir einen Stopp in Bogen, wo wir uns an einem Geldautomaten Kronen besorgten, da ein Umtausch von Euro in Norwegische Kronen offensichtlich nicht möglich ist. Anschließend besorgten wir im Supermarkt lebenswichtige Dinge wie zum Beispiel Duschgel und Blechdosen. Weiter ging es über eine imposante Brücke, die Tjeldsundbrücke, weiter in die Inselwelt, über die wir zu den Lofoten gelangten. Plötzlich tauchte das Schild nach einem fast sieben Kilometer langen Tunnel auf. Die Lofoten waren erreicht.
Wir hatten uns immer weiter vom Festland entfernt, irgendwie wurde die Landschaft weicher, milder als die mitunter schroffe und wilde Fjordlandschaft. Sicherlich lag das auch am Licht, die Schatten wurden weniger intensiv, die Kontraste nahmen ab. Es hatte etwas von der Provence. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, auch die Bilder können es eigentlich nicht wirklich widergeben. Man muss es einfach selber sehen. Diese Überzeugung hat auch dazu geführt, dass wir den Drang, an jeder Ecke anzuhalten und Bilder zu machen, endgültig ad acta gelegt haben. Wir würden einfach nicht voran kommen.
Als wir Svolvae erreichten tankten wir, tranken einen Kaffee, aßen einen Hotdog im Speckmantel – das Würstchen, nicht wir – und schauten uns den Hafen an. Anschließend begann, wie auch geplant, die Suche nach einer Hütte auf einem Campingplatz mit Restaurant. Leider hatten diese Idee auch schon andere Reisende. Am ersten mit den entsprechenden Symbolen ausgezeichneten Platz bogen vor uns direkt drei Autos ab, also fuhren wir weiter in der Hoffnung, dass die dann am nächsten hinter uns wären. Es zeichnete sich schon ab, dass es problematisch werden würde. Beim folgenden Versuch sagte uns der dortige Blockwart, ein kleiner Inder, der selbst bei den heutigen Temperaturen fror, dass wir zu dem Platz bei Alstad fahren sollten, auf dem wir jetzt auch sind. Die Besitzerin selber würde kochen und er kenne keinen, der jemals unzufrieden war. Bingo, mal wieder Glück gehabt, nichts wie hin.
Nach 276 km kamen wir dort an, bekamen zwar kein Zimmer, dafür aber einen recht günstigen Platz für unser Zelt, einen exzellenten Heilbutt, dazu leckeres Bier, einen flotten Anschluss ans Netz, das uns hoffentlich gleich einen Livestream beschert, der uns verfolgen lässt, wie Robert CR7 nach Hause schickt.