Ähnlich wie der gestrige fing auch der heutige Tag an. Graue Wolken hingen über dem See und es regnete zeitweise in Strömen. Wir machten uns fertig und gingen zum Frühstück, wo wir bereits vom Betreiber des Campingplatzes erwartet wurden. Ein wirklich netter und zuvorkommender Mann, der sich für seine Gäste interessierte, nach dem Woher und Wohin fragte und seinen Service den Bedürfnissen der auf unterschiedliche Art Reisenden anzupassen bestrebt war. Okay, er macht das erst seit dem 1. Juni und sollte schon wegen dieser Lernphase motiviert sein. Ich glaube jedoch, dass er einfach ein offener Typ ist, der man auch für diesen Job sein muss.
Nach dem Frühstück hatte der Regen zum Glück etwas nachgelassen und wir fuhren los. Unseren ursprünglichen Plan, weiter auf der Küstenstraße 17 zu fahren, haben wir wegen des Wetters geändert. Wir fuhren die 17 bis es Richtung Mosjoen auf die 78 ging, die ins Landesinnere zur E6 führt. Bei diesem miesen Wetter wollten wir ein paar Kilometer machen. Ein weiterer Grund war auch, dass die Küstenstraße zwar schön und abwechslungsreich ist, aber auch die Abwechslung wird dermaßen wolkenverhangen irgendwann langweilig. Dazu kam noch, dass einige Abschnitte nur mit der Fähre zu absolvieren waren und wir nicht unbedingt soviel Glück wie heute erwarten durften. Praktisch ohne Wartezeit fuhren wir in Nesna auf die Fähre, die uns nach Levang brachte. Normal ist eine Wartezeit von bis zu einer Stunde, sodass man doch viel Zeit verlieren kann.
Wir haben die Änderung des Plans nicht bereut, weil die Fahrt ins Landesinnere mit einigen Serpentinen in die Höhe begann, die – zum Glück ohne Regen – auch viel Spaß machten. Die Landschaft erinnerte mal wieder an Schwarzwald und Allgäu, allerdings mit deutlich mehr Wasser in Form von Seen und flott fließenden Flüssen. Zudem unterschied sich die E6, auf der wir bis zu unserem Campingplatz kurz vor Steinkjer fuhren, nur hinsichtlich der Umgebung von der 17. Sie war vielleicht sogar noch kurviger, auf jeden Fall ähnlich gut oder schlecht ausgebaut, wobei die weniger gut ausgebauten Abschnitte deutlich mehr Spaß machten. Dies hing aber auch vom Wetter ab, dass zwischendurch richtig gut wurde, dann aber wieder mit einem Platzregen überraschte, der die Straße unter Wasser setzte.
Mittags haben wir bei Trixie, eine kleine und feine Imbissbude, einen Baconburger gegessen und uns mit einem Kaffee aufgewärmt. Die Temperaturen waren mittlerweile in den einstelligen Bereich gewandert, aber wir waren ja noch in Nord-Norwegen. Wir kamen während dieser Pause mit einem Bikerpaar ins Gespräch, die mit einer Harley Electra Glide Classic und einer Intruder 1400 unterwegs nach Hause waren. Sie hatten das Wochenende auf einem Bikertreffen in Rognan verbracht. Ein Riesenevent mit Livemusik und jeder Menge Spaß. Besonders lustig, so sagten sie, war der Auftritt einer Band, die eine tolle Lightshow vorbereitet hatte und dann feststellen mussten, dass es nicht dunkel wird. Die wissen jetzt auch, was Mittsommer bedeutet.
Die Weiterfahrt führte über die Grenze Nord-Norwegens, die mit viel Aufwand und Kommerz markiert war. Man stelle sich das an der Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg vor – obwohl, denen wäre das zuzutrauen.
Bei unserem nächsten Kaffeestopp haben wir die beiden Biker wieder getroffen und von ihnen noch Tipps für die Weiterfahrt bekommen. Danach nahmen wir die letzten 80 km in Angriff, die nochmal einen ekelhaften Regenschauer bescherten, ehe wir dann auf dem Campingplatz ankamen und unsere vorgebuchte Hütte bezogen. Von der Terasse aus haben wir einen wunderbaren Blick auf den See, an dem wir fast 40 km entlanggefahren sind. Wir haben uns dann aber doch für ein Abendessen und den Blick auf den Fernseher entschieden. Die Niederlage der Isländer gegen Frankreich haben wir zusammen mit zweien der Fußballfans verfolgt, mit denen wir schon gestern abend das Spiel gesehen haben. Sie tauchten hier kurz nach uns mit ihrem Campingbus auf.
Die heutige Etappe brachte uns 391 km weiter Richtung Heimat, zu erwähnen ist ein elf Kilometer langer Tunnel, der bisher längste, den die Norweger mit der Hilfe und dank des Einfallsreichtums Alfred Nobels durch die Berge gebuddelt haben.
Übrigens war ich heute zum ersten Mal auf meine Tiger sauer, zeigte die Tankanzeige doch falsch an. Nach einfüllen aus dem Reservekanister, eine Tankstelle war gerade nicht zur Hand, war der Tank plötzlich wieder fast halbvoll. Nochmal so ein Ding und es kommt Konkurrenz in die Garage…