Heute ging es bei anhaltender Bewölkung an die Westküste Norwegens, zunächst nach Alta, eine Metropole nördlich des Polarkreises, gelegen am Nordmeer, später dann entlang der Küste in die ersten Fjorde. Wir durchquerten die Finmark, die von Bergen und Hochplateaus (Fjells) geprägt ist – eigentlich typisch für Norwegen. Bemerkenswert ist die nach dem Betrieb zum und am Nordkap wohltuende Einsamkeit. Über lange Zeitabschnitte hatten Uwe und ich die Straße für uns allein, trotzdem sind wir diszipliniert gefahren. Bald kamen auch die ersten Schotterpisten in Form von Baustellen. Die werden hier ganz pragmatisch ausgeführt: altes Zeugs weg, neues Zeugs drauf und der Verkehr läuft über das, was halt fertig oder noch da ist – manchmal eben nur Schotter.
Bis zur Abfahrt hinunter nach Alta, also gute 100 Kilometer, zeigte sich die Landschaft wild und karg bewachsen mit etlichen übriggebliebenen Schneefelder. Diese werden vielleicht bis zum ersten neuen Schneefall verschwunden sein, aber so wirklich kümmert das wohl niemanden – wen auch, ist ja kaum ein Mensch da, und die Rentiere interessiert es ohnehin nicht.
Aus einer Höhe von 300 bis 400 Metern ging es dann in flotter Kurvenfahrt runter ans Meer nach Alta, wo wir uns einen Kaffee gönnten und in einer Apotheke Augentropfen für Uwe kauften, der sich gestern direkt im ersten Tunnel zum Nordkap eine Bindehautreizung zugezogen hat. Das lag an der Kälte und der enormen Zugluft im Tunnel, die auf Fahrtwind und das äußerst leistungsfähige Entlüftungssystem zurückzuführen ist. Also liebe Kinder: im Tunnel immer brav das Visier unten lassen.
Von Alta aus steuerten wir unser heutiges Ziel Birtavarre und den dortigen Campingplatz an, der im schweineteuren Campingführer des ADAC ebenso wenig verzeichnet ist wie der gestrige in Olderfjord. Meine E-Mail an den ADAC-Verlag, die mit einem netten Screenshot der App verziert war, ist auch nach nunmehr 15 Stunden immer noch nicht beantwortet worden. Nun ja, die haben bestimmt wichtigeres zu tun.
Entlang der Küste lernten wir die Fjordlandschaft Norwegens kennen und konnten uns nicht satt sehen an diesen imposanten Bergen, die sich aus Meereshöhe bis zum Teil auf über 1.000 Meter Höhe erhoben. Ab und zu verließen wir die kurvige Küstenstraße und fuhren über die Berge, deren Vegetationszonen in rascher Folge wechselten. Irgendwie scheint sich hier ohnehin die Natur im Zeitraffer zu entwickeln. In niedriger Region blüht alles fast gleichzeitig, nach oben dünnt das Grün schnell aus, nach gut zwanzig Minuten Fahrt sieht man nur noch Fels und Schnee. Dazu ist auch der Wechsel der Umgebung geradezu rasant, praktisch nach jeder Kurve hat man ein anderes Bild vor Augen und ist versucht anzuhalten und ein Foto zu machen. Manchmal haben wir dem Drang nachgegeben, was auch der Grund dafür ist, das die heutige Etappe zwei Bildergalerien aufweist.
Zu erwähnen ist noch, dass von den in der Finmark vereinzelt an den Hängen gebauten Häusern die menschliche Besiedlung nach Süden hin immer vertrautere Formen annahm, man rückt näher zusammen und bildet Dörfer und kleine Städte, auch die Tankstellendichte nimmt zu.
Am Zeltplatz lernten wir drei äußerst sympathische Burschen aus Dubai kennen, die durch den Iran, Aserbaidschan, Russland und Finnland zum Nordkap gefahren sind. Weiter soll es durch Schweden Dänemark, Deutschland, Frankreich, Spanien und dann nach Amsterdam gehen, wo sie noch etwas zum Rauchen kaufen wollen. Das Auto geht dann per Schiff zurück und die drei fliegen nach Hause. Darauf haben wir erst mal mit ihnen ein Bier getrunken und hatten einen lustigen Abend. Was die Jungs so treiben steht hier.
Die Fahrt erstreckte sich bei stetigem auf und ab über 354 km.