1.7.2016 – Saltstraumen

Nach einer ruhigen Nacht im Zelt fanden wir uns schnell damit ab, ohne Frühstück auf die Piste gehen zu müssen. Aber wir wollten die erste Gelegenheit nutzen, um den Morgenkaffee nachzuholen. Nach Dusche, Einsetzen der Ersatzteile und Packen der genutzten Utensilien bauten wir das Zelt ab. Es ging fast so schnell wie der Aufbau, leider fing es zu diesem denkbar ungünstigen Zeitpunkt wieder mal an zu regnen – zwar nur leicht, aber genug um das Zelt feucht einpacken zu müssen. Morgen früh werden wir es wohl mal eine Stunde über die Motorräder legen und von der polaren Permanentsonne trocknen lassen.

Immer noch bei Regen ging es dann los Richtung Fähre in Moskenes. Schon nach wenigen Kilometern machte uns ein Piktogramm darauf aufmerksam, dass es im Vikingermuseum gleich links vor uns auch Kaffee gibt. Blinker gesetzt und ab zum Kaffee. Da der Eintritt deutlich teurer war als unser Frühstück haben wir uns aus Kosten- und auch Zeitgründen gegen Kultur entschieden. Kurz darauf kam ein Bus mit sehr lebenserfahrenen Engländern an. Denen war egal, dass wir da saßen und frühstückten, sie benahmen sich, als ob Norwegen eine britische Kolonie sei. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn sie einfach unseren Kaffee ausgetrunken hätten. Soll man wirklich den Brexit bedauern? Wir verkrümelten uns dann schnell und fuhren weiter mit der Absicht, bei dem immer besser werdenden Wetter möglichst selten wegen Fotopausen anzuhalten.

 

Das hat auch so gut geklappt, dass wir die Fähre etwa eine Stunde vor Abfahrt erreicht haben. Ich fragte den freundlichen Kassierer nicht erst, ob man eine Reservierung bräuchte, wie in den Schlangen kolportiert wurde, sondern fragte direkt, wohin wir mit den Motorrädern fahren sollten. „You’ll go in first, drive in front.“ Haben wir dann auch gemacht, danach kam noch ein Gespann und dann war das Kontingent für Motorräder in der unteren Etage erschöpft. Verzurren klappte besser als in der Fähre nach Helsinki, es gab Halteösen im Boden und reichlich Spanngurte.

Wir gingen auf’s Deck für die Abschiedsfotos von den Lofoten und um nochmal das typische Licht und einen letzten Blick auf diese Landschaft zu genießen, die so wirkte, als ob die Schweiz ans Meer verlegt worden sei. Das fanden auch die drei Schweizer, die zu zwei Dritteln ganz nett waren, obwohl sie BMWs fuhren. Das andere Drittel fuhr eine R1200GS Adventure mit allem Schickimicki und Klamotten von Klim. Dem waren wir wohl mit unseren dreckigen Tigern zu profan. Dafür sind wir schlanker.

Bei ruhiger See, einer Fischsuppe für Uwe und einem Fischburger mit Pommes für mich fuhren wir Richtung Bodø, das wir kurz nach 17 Uhr und 128 km sowie 43,19 Seemeilen erreichten. Bei der Einfahrt in den Hafen fiel uns auf, dass die Vegetation hier im Vergleich zu den Lofoten sehr spärlich ist. Die Lofoten profitieren nicht nur von ihrer einzigartigen Landschaft sondern auch vom Golfstrom, der direkt an ihnen vorbei fließt.

 

Wir fuhren aus  Bodø raus, eine nicht besonders schöne Hafenstadt, auf die 17, die von Motorradfahrern bevorzugte Küstenstraße. Am ersten Campingplatz fanden wir eine nette Unterkunft, zu dem ein Restaurant gehörte, das uns mit Köstlichkeiten aus dem Meer und auch den hiesigen Wäldern verwöhnte. Nein, ich meine nicht nur Beeren und Pilze sondern auch Rentierbraten. Das ist wirklich lecker, hätte ich nicht gedacht. In unseren Breiten vergisst man leicht, dass dieses Nutztier hier im Norden seit Jahrtausenden das Überleben sichert und Attribute wie „süß“ und „niedlich“ eher zu unserer Vorweihnachtszeit gehören.

Es bleibt noch zu erwähnen, dass ich jetzt ein Bier auf das Wohl von Elisabeth und Bernd trinke, mit denen ich viele schöne Arbeitsjahre verbringen durfte und die mit dem heutigen Tag Rentner sind. Mit ihren Rädern sind sie inzwischen im Süden Frankreichs angekommen und wollen im Laufe des Sommers die Umrundung Frankreichs vollenden.